Ihr lebloser beeriger Körper hing an einem dünnen, pastelgrünen Strang. Dieser Strang war der einzige Halt, den ihr die Welt geschenkt hatte. Er schützte sie vor dem Fall. Und er spendete ihr Energie. Wind und Wetter machten ihr nichts aus, denn sie konnte sich auf den Strang verlassen.
So hing sie da und wartete. Die Zeit verstrich und sie wusste nicht worauf sie wartete und fragte sich ob die Welt ihr den Sinn des Hängens überhaupt noch zu verstehen geben würde. Als sie diese Gedanken dachte, zogen dunkle Wolken, beinahe schwarz, über den blauen Himmel und verdeckten die Sonne. Ein bebendes Grollen durchzog den Boden, die Luft und den Strang, der ihr das Leben spendete. Langsam ergossen sich Millionen Tränen über die Erde. Erbost von der Dunkelheit und gesandt aus ihrem düsteren Vorhang, schienen sie sich in Rage zu weinen und bald bildeten sich Pfützen der Trauer auf dem schlammigen Boden. Eine der Tränen kam auf ihrem Weg zum Boden abhanden. Durch den Wind unbändig durch die Luft gepeitscht, verfing sie sich im Strudel des Sturmes und schlug auf der Beere auf.
Die Beere, die gerade noch über die Pläne der Welt sinnierte, sah sich nun konfrontiert mit tausend Träumen. Die Träne, die sich auf ihr niederließ, zerteilte sich in Millionen kleine Kristalle und warf Muster wie aus einem Kaleidoskop auf die Gedanken der Beere. Sie bemerkte, dass der Strang der sie nährte nachgab, unter der schweren Last die die Träne zu tragen hatte.
Die Beere tat alles, um die Träne zu beruhigen und wieder zu ihrer Vollkommenheit zu vereinen. Doch es half alles nichts. Das unsichtbare Band zwischen der Beere und dem Strang sah sich immer größer werdenden Kräften ausgesetzt.
Plötzlich befand sich die Beere in einem schwerelosen Zustand. Die Millionen Fragmente der Träne umgaben sie und eröffneten ihr den Blick in eine Galaxie aus Leid und Trauer, die Beere im Mittelpunkt. So verharrte diese ungewöhnliche Konstellation in einem statischen Zustand. Einen Augenblick später implodierte die kleine Galaxie. Die Fragmente der Träne verteilten sich in alle Richtungen. So auch die Beere. Ihr beeriger Körper verlor seine beerige Konsistenz. Die Teilchen der Beere vereinten sich mit den zerborstenen Fragmenten der Tränen zu tausend neuen kleinen Galaxien. In alle Himmelsrichtungen schwebten sie nun und verschwanden – und existierten.